Wir sind immer erreichbar und grundsätzlich immer online. Was wären wir ohne unsere Handys?
Auf der Suche nach Dingen, die mich im Alltag stressen und mich dadurch schneller zum schimpfen neigen lassen, bin ich ab und zu auf mein Handy aufmerksam geworden.
Warum? Weil ich ständig dazu neigte draufzusehen. Auch wenn es gar nicht klingelte. Es war wie ein ständiger Impuls. Immer war es in meiner Nähe. Immer hatte ich es bei mir. Dabei ist es ganz schön groß und behindert mich oft beim Radfahren oder Einkaufen.
Wie sind wir früher, ohne diese Dinger klar gekommen? Dieser Gedanke veranlasste mich, mein Handy einmal wieder als das zu sehen, was es ist. Nämlich als Telefon. Ich wollte einmal an mir selbst herausfinden, wie es sich anfühlte mich auch digital zu entschlacken. Dazu zählte ich auch das Stöbern im Internet am Abend am Laptop. Das Handy sollte nur noch zum Nachrichten empfangen und Anrufe entgegennehmen genutz werden. Eine Woche lang. Wie schwer kann das schon sein?
Mein Fazit?
Es war eine unglaubliche Herausforderung, die mit viel Selbstdiziplin einherging.
Startpunkt Wochenende- Handyfreie Zone!
Startpunkt war ein Samstag. Wir wollten in den Tierpark, also nutzten wir an Stelle des Handys, unsere altes Navi für den Weg. Das erste Problem war, dass wir die Adresse nicht kannten. Wir konnten jedoch nicht einfach bei Google Maps nachsehen, wie man es in dem Falle gerne getan hätte. Doch mit ein bisschen mehr Aufwand, fanden wir es mit Hilfe des Navis auch ganz gut. Die Handys lagen zu Hause, wir waren zusammen. Was sollte da jetzt noch schiefgehen? Kaum waren wir beim Zoo, sahen wir, dass heute leider nur mit Bargeld gezahlt werden konnte. Nun gut, so viel hatten wir nicht dabei. Wo ist der nächste Bankautomat? Der Mann an der Kasse beschrieb uns den Weg und schon waren wir beim nächsten Problem. Die Kinder jetzt wieder ins Auto zu verfrachten ist Quatsch. Gut, einer von uns kann ja im Park einen Spaziergang machen aber wie verständigen wir uns, wo doch unsere Handys zu Hause liegen?
Es waren doch mehr Herausforderungen, als wir dachten. Doch lag es einfach nur daran, dass wir es nicht mehr gewohnt waren, ohne diese Dinger auszukommen?
Am Sonntag fuhren wir am Morgen zusammen zum See. Das Handy blieb zu Hause. Bis auf das Dauergefühl aufs Handy zu schauen, brauchten wir es diesmal nicht.
Interessanterweise hatte ich dieses Gefühl nach einem langen Spaziergang im Wald am Nachmittag überhaupt nicht. Hier habe ich auch etwas vorgesorgt und meine Digitalkamera eingepackt, um mal wieder damit zu fotografieren und dem Drang mal schnell ein Bild mit dem Handy zu schießen und dann an die Familie zu senden zu unterdrücken.
Nach und nach wurde es ruhiger. Ein wichtiger Faktor dafür war jedoch auch, dass ich alle Apps gelöscht habe, die ständig Informationsnachrichten aufs Handy zauberten. Somit entstand spätestens am Mittwoch eine gähnende Leere auf diesem Gerät. Da ich es nun nicht mehr ständig bei mir hatte, reagierte ich nun auch länger nicht auf Nachrichten, was zur Folge hatte, dass weniger eintrudelten. Das war am Anfang auch ungewohnt. Plötzlich fehlten mir die Nachrichten von Freunden und Familie. Doch ich blieb standhaft. Experiment ist Experiment!
Bis Ende der Woche kam ich nach und nach zur Ruhe. Es war an manchen Stellen wirklich unpraktisch ohne das Handy aber es fielen mir langsam immer mehr Ersatztätigkeiten ein.
Am Abend begann ich wieder einmal Romane zu lesen, die Steuererklärung zu machen oder einfach mit meinem Mann an der Feuerschale zu sitzen.
Das Interessante war, dass ich um einiges fokusierter war und mich auch weniger gehetzt fühlte. Es war schön mal wieder bei einem Buch zu merken, wann man müde ist, intensive Gespräche mit dem Partner zu führen, den Fotoapparat zu nutzen und ohne das Gefühl etwas zu verpassen durch den Wald zu schlendern.
Nach den anfänglichen Entzugserscheinungen, war es wie ein kleiner Urlaub.
Leider muss ich anmerken, dass man schnell zurück im Alltag ist, wenn man die Smartphones wieder im Dauereinsatz hat. Jedoch hat mir diese Erfahrung bewusst gemacht, wie sie den stressigen Alltag befeuern.
Aus diesem Grund bleiben zumindest alle unnützen Apps von meinem Handy fern und immer häufiger lasse ich diesen Klotz auch einfach mal mehr zu Hause.
Natürlich hilft das Handy uns, den Alltag zu vereinfachen und davon mache ich gerne Gebrauch. Dennoch möchte ich meinen Tag weniger von einem Gerät bestimmt wissen und genieße ab und an die bewussten Auszeiten, die mich mehr zu mir selbst führen.
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